Mittwoch, 26. September 2012


Zu meiner Freude darf ich über eine Patientin von mir ein Konzert für Interessierte ankündigen:

Dienstag, 25. September 2012

Zahlenakrobatik

Schon als Doktorandin musste ich mich mit dem Satz von Bayes und der Wahrscheinlichkeit, dass bei einem positiven Test der Patient auch tatsächlich krank oder bei einem negativen Test auch wirklich gesund ist, auseinandersetzen. Die Statistik bzw. die Wahrscheinlichkeitsrechnung ist eines größten Probleme für uns Ärzte, da sowohl Ärzte als auch Patienten mit dem Begriff "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" und ähnlichen Resultaten nicht umgehen können.  2001 erschien zu meiner Begeisterung das Buch "Der Hund, der Eier legt". Hierin nehmen Dubben und Beck-Bornholdt die Neigung, wissenschaftlichen Ergebnissen blind zu vertrauen, äußerst humorig aufs Korn. 
Trotz ausreichend kritischem Bewusstsein (auch zu Datenschutz) begeistere ich mich nach wie vor an vereinzelten Statistiken. Dazu gehört auch die Statistik dieses Blogs. Unter webmaster-tools kann man Trends erkennen. Google zeigt dem Blogger Statistiken zum Publikum, zur Anzahl der Leser der einzelnen Posts, also wie viele, wann, woher und wie lange Leser in meinem Salon weilen. Zu meiner großen Freude reichen meine Leser von USA, Brasilien, Israel über Russland, diverse europäische Staaten bis Neuseeland, Thailand und Australien. Meine Neugierde, warum all diese Leser Interesse an meinem Geschreibsel haben, wird allerdings nicht befriedigt. Deshalb lese ich neuerdings Blogs anderer Leute und bin erstaunt, wie toll Design, Grafik, Text und Inhalte mancher Blogs sind. Als ob alle Blogger Profis in Layout und der Erstellung von Zeitungen wären. So ein spätberufener Computer- und Bloganfänger - wie ich  - wirkt dagegen richtig blass. Der abendliche Blick in die Zahlen meines Blogs ist eine neue Leidenschaft von mir. Eigentlich müsste statistisch die Anzahl der kreativen Menschen über alle Generationen einigermassen gleich bleiben - oder?


Sinnesfreuden und Gaumenkitzel


Eigentlich wollte ich ja keinen Foto- oder Reiseblog machen, aber der vergangene Sonntag an der Ahr war einfach verführerisch schön. Die sonnige Landschaft mit ihren Wanderwegen über den Rebenhängen wie in Südtirol, wunderbare Weine und delikate Küche. Wir haben uns mit köstlichen Gelees von Birgit Kieffer (Rhabarber mit Tonka), Pasteten von Jean-Marie Dumaine vom Vieux Sinzig, mit Wein vom Weingut Meyer-Naekel mit den schönen Namen "Us de la meng" und "Hand in Hand" eingedeckt. So können wir uns immer wieder auch mit Gaumen und Nase an den herrlichen Tag und den leckeren Gaumenschmaus im kleinen Hofgarten von Meyer-Naekel erinnern.












Donnerstag, 20. September 2012

Lovestory

Im Praxisalltag wird wenig offen über Sie geredet: die Liebe.

Dabei sind Jung und Alt sich einig - sie ist der Kern unseres Lebens, um den alles kreist.

Oder wie würden Sie sich sonst die vielen Artikel im Focus ("Geheimnisse einer glücklichen Ehe"), im Spiegel Wissen ("Liebe-was Paare zusammenhält","Liebe in den Zeiten des Internets"), in Neon ("66 Fragen an die Liebe") und die hohen Auflagenzahlen all der Bücher über Liebe und Ehe erklären? Ein Beweis dafür sind vielfältige Umfragen und Studien und natürlich E.v.Hirschhausen, der für sein Buch "Wohin geht die Liebe, wenn sie durch den Magen durch ist?" zahlreiche Literaturhinweise auf seiner Internetseite aufführt.

Die Zahl der Singlehaushalte nimmt besonders in den Städten stetig zu, jeder 5. Deutsche lebt laut Statistischem Bundesamt allein, das sind fast 16 Millionen Bundesbürger.

Goethe hatte in "Erwin und Elmire" recht: "Dieser Erden Glück zu finden, müsset ihr zu Paaren sein".

Für eine Gynäkologin ganz wichtig: die Liebe ist die beste Antiaging-Therapie, die es gibt. Küssen kräftigt unser Immunsystem und baut das Stresshormon Cortisol ab. Körpereigene Glückshormone wie Dopamin und Endorphin überfluten den Körper, besonders bei frisch Verliebten. Das Bindungshormon Oxytocin als Basis für dauerhafte Zuneigung wird nicht nur beim Sex ausgeschüttet. Das produzierte Östrogen macht schöne Haut und glänzende Haare. 

Kein Wunder, wenn alle wissen wollen, wie man/frau es richtig macht und wie man den richtigen Partner findet. Schon Seneca sagte: "si vis amari, ama" auf Deutsch: wenn du geliebt werden willst, liebe! Das heisst: interessiere dich für den Anderen, was freut ihn, was denkt er, was fühlt er? Unter diesem Gesichtspunkt  erscheinen die durchschnittlich 15 Minuten, die laut Brand 1 ein Ehepaar miteinander pro Tag spricht, besonders wenig! Freue dich, ihn zu sehen, ihn zu hören, schätze den Wert der gemeinsamen Zeit hoch! Wenn du Zeit für Dates und Treffen einplanst, bleibt die Liebe lebendig. Ganz besonders ist die Langeweile der schleichende Tod jeder Beziehung. Routine killt Gefühle. Wichtig ist ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen in der Beziehung, eine Liebe ist kein einseitiges Serviceunternehmen. Überprüfe Deine Erwartungshaltung, aber schließe keine falschen Kompromisse! 
Unter diesen Aspekten ist eine Fernbeziehung gar nicht schlecht. Sie schafft Freiräume und erhöht die Autonomie, außerdem freut man sich sehr, den anderen wieder zusehen und nimmt sich wirklich Zeit dafür!  Ich habe übrigens noch nie gehört, dass es Kindern geschadet hat, wenn die Eltern miteinander Zeit verbringen, Spaß haben  und sich lieben!
Genauso problematisch wie die 1000 Erziehungsratgeber erscheinen mir viele Flirtcoaches und Kennenlernratgeber. Wenn darin steht - Du sollst eine Uhr stellen und am Anfang nicht länger als 5 Minuten mit einem Mann telefonieren und ähnlicher Unsinn, wundert mich nicht, wenn nachher Buben und Mädchen, Männer und Frauen völlig verunsichert sind und den anderen und die Welt nicht verstehen. Am besten ist auch hier: vertrau mehr auf dein eigenes Gefühl, verlass dich auf deine eigene Nase im wahrsten Sinne des Wortes (den kann ich gut riechen!). 

Für heute nur soviel. Jetzt werde ich mein Köfferchen für Bonn packen, um morgen wieder meinen Liebsten zu besuchen. Was hat die deutsche Sprache doch so schöne Worte: mein "Liebhaber" ist ein solches. 
Ist eine Fortsetzung über das Leben "vom du zum wir"gewünscht? Dann schreiben Sie doch einen persönlichen Kommentar. Ich kann zwar unter Google erfahren wo und wie viele in meinen Blog schauen ( als totalen Blogneuling begeistern bzw. faszinieren mich diese Statistiken besonders) und welche Posts am meisten aufgerufen werden und daran abschätzen, was meine Leser interessiert, aber ein paar persönliche Worte/ Kommentare/ Vorschläge/Feedback würden mich freuen.

Zwei liebe Patientinnen haben mir nach Lesen meines Blogs ein Hotel empfohlen:
www.parkhotel-tristachersee.at und www.hofgut.info. Das eine für einen, der von mir so geliebten Südtirolwanderurlaube, das andere für ein schönes Herbstwochenende.





Donnerstag, 13. September 2012

mit den Flügeln der Phantasie

Immer wieder werde ich gefragt, wie ich meine Fernbeziehung erlebe.

Nach 31 Jahren Ehe (mit inzwischen 1 Jahr Fernbeziehung) verleiht die Entfernung unserer Beziehung tatsächlich einen neuen Kick. Vor 2 Jahren hätte ich nicht geglaubt, daß ich  eine solche räumliche Trennung leben könnte, aber da mein Mann zum 1.4.2011 seinen Traumjob in Bonn angetreten hat (alle kleinen Buben dieser Generation wollten spätestens ab dem 21.07.1969 wie Neil Armstrong Astronaut werden), haben wir uns diesbezüglich genau beraten lassen. Auch wenn wir nicht zu den "digital-natives" gehören, nutzen wir die modernen Technologien und schreiben uns mehr denn je Mails und schicken uns Alltagsfotos, wir telefonieren mit Begeisterung und freuen uns über jede noch so kleine Nachricht vom anderen. Wir erleben jedes Treffen wie ein Date und planen unsere Wochenenden sorgfältig und versuchen sie von Alltag und Routine frei zu halten.  Ein paar Nachteile haben wir allerdings schon bemerkt : die Treffen mit Freunden und das Zusammensein mit anderen leiden deutlich unter dieser Konzentration auf die eigene Beziehung. Aufgrund einiger anderer Umstände sind unsere Jahresurlaube 2011 und 2012 unter den Tisch gefallen, so machen wir statt dessen das Samstagsfrühstück auf dem Ölberg zum Event und den Gang zum Bäcker durch die Straßen von Bonn-Rüngsdorf zu etwas Besonderem. Über Sebastianos freundschaftliche Begrüßung "ist schon wieder Sonntag?" bei Vitus freue ich mich ebenso wie über die leckeren rheinischen Brioche, die allerdings mein "Hüftgold" weiter vermehren. Schlankmachend ist  die Pendelei nicht gerade - denn auch das gemeinsame Essen läßt sich vortrefflich zelebrieren.
Mit den folgenden Handyfotos vom Rhein, will ich sie an den letzten Wochenenden teilhaben lassen. Der Blick aufs Siebengebirge oder vom Ölberg oder Petersberg auf den Rhein ist selbst bei weniger gutem Wetter ein Urlaubsgenuss:

Sonnenaufgang im September am Rhein
Blick auf Siebengebirge und Rhein

Blick vom Ölberg auf den Rhein und Bonn
Wolken und Vogelzug über Drachenfels
Blick auf Bonn und Posttower
Alpine Felsen am Ölberg
Fotos von Tegernseer, Chiemsee und Voralpenlandschaften folgen demnächst, denn auch hier genießen wir die Andersartigkeit der Landschaft in vollen Zügen. Im Büro meines Mannes hängt deshalb ein großer Kalender mit selbstgemachten Fotos bayrischer Landschaften. Dazwischen planen wir Konzert- (Beethofenfestival in Bonn ebenso wie Abo der MPhil im Gasteig), Kabarett-, Oper- und Ausstellungsbesuche. 

Zuletzt waren wir in der beeindruckenden Ausstellung "Am Anfang" mit Bildern von Anselm Kiefer in der Bonner Bundeskunsthalle. Trotz der Kritik in der Süddeutschen Zeitung an der "skandalösen Hängung" fand ich die Ausstellung gut gemacht, gut gehängt und gut kommentiert. Die Gedichte von Paul Celan und Ingeborg Bachmann lagen aus, die Audioguidetour erklärte die philosophischen, mythologischen, biblischen und kabbalistischen Hintergründe der Gemälde und Skulpturen wie auch "Hermannsschlacht" und "Böhmen liegt am Meer". Die große Jakobsleiter stand zentral mit Blick in den Himmel. Durch die verwendeten Materialien wie Beton/Stein, Blei vom Dach des Kölner Doms, getrockneten Sonnenblumen, Erbsen (in Bleimatten für die "Erbsenzähler der Volkszählung"), Kleidung gepaart mit den Dimensionen und der Wucht der Werke war die Ausstellung mehr als impressiv. Erst hinterher war uns klar, wie anstrengend sie auch war. Ich jedenfalls habe Bachmann und Celan mehr verstanden als in der Schulzeit, das könnte aber auch an meinem Alter liegen. Vertreibung und Holocaust sind selten so intensiv dargestellt worden. Bei "Böhmen liegt am Meer" sieht man die tiefen Furchen, die die Wagen wie Narben in die Brachlandschaft graben, die Flüchtlinge, die Tiefflieger, das Leid auch ohne Darstellung von Menschen. Natürlich höre ich hinter allem die Kriegs- und Nachkriegsschilderungen meiner Mutter. Es war keine Ausstellung, durch die man einfach betrachtend schlendert. Jedes einzelne Bild brauchte Zeit und wäre eines ausführlichen Kommentars würdig. Dies würde aber die Grenzen meines Blogs sprengen.

Bavel Balal Mabul

Wege der Weltweisheit: die Hermannsschlacht

Die Wurzeln der deutschen Geschichte und Kultur liegt nach dieser Darstellung im Krieg, das Bild zeigt die hellen und dunklen Seiten Deutschlands mit Dichterpersönlichkeiten wie Eichendorf und Hölderlin, Philosophen wie Kant und Heidegger,  aber auch Nazigrößen wie Horst Wessel, Preussengeneräle und mehr.



Jaipur
 "Jaipur" - das weltgrößte, historische Observatorium in Indien im Palast der Winde ist wohl der Ausgangspunkt für Kiefers Sternbilder. Auch in diesem Bild findet sich wie bei den Jakobsleitern eine in den Himmel führenden Treppe, die hier in ein Spinnennetz im Universum führt mit genau lokalisierten Punkten von Nasakoordinaten von Sternen und Planeten. Die Ziffern sollen auch an die eintätowierten KZ-Nummern der Häftlinge in Auschwitz erinnern. Alle Bilder lassen uns getreu Th. Adorno Auschwitz nicht vergessen.



Essence - Eksistence
Dieses Bild zeigt eine phantastische, expressive Wolken-Berglandschaft, davor hängt eine Balkenwaage mit Salz in der einen Waagschale - Leben=Existenz versus Wertvorstellungen=Essenz, der Frage aller Menschen, Philosophen und Religionen aller Zeiten schlechthin.

Mittwoch, 5. September 2012



 

Heute darf ich Ihnen eine Gemeinschaftsausstellung Fotografie von Blank, Giebelhausen, Marten und Reiserer im Atelier 5B in Schondorf am Ammersee ans Herz legen - siehe Flyer.
Zur Vernissage am 7.9. um 18 Uhr spielen Titus Waldenfels und Alexandra Fischer Swing, Blues & Bizarre Covers.

Sonntag, 2. September 2012

Grimms-Märchen in Ottobrunn

In der vergangenen Woche (25.8.) fiel ich zufällig über gleichlautende Artikel im Münchner Merkur und einer weiteren Münchner Zeitung über die Beschwerde von Anwohnern einer Pflege-WG in München Ottobrunn. Eine Anwohnerin beschwerte sich unter anderem über die klickenden, lebenserhaltenden Maschinen, sie könne nicht im Garten sitzen und nicht wissen, ob die Menschen da drüben überhaupt noch leben. 
Derartige Wohngemeinschaften ermöglichen eine professionelle Betreuung in einer häuslichen Wohnumgebung. Auch meine Mutter konnte nur dank einer 24 Std.-Pflege in ihrer Wohnung bleiben. Mitbewohner aus dem Haus haben sie regelmässig besucht. Am meisten gefreut hat sie sich aber über den Besuch von jungen Menschen und von Kindern aus unserem Umfeld. Kleine Kinder gehen mit alten Menschen völlig unkompliziert um. Ganz aktuell berichtet der Spiegel über eine solche Institution in Hamburg-Othmarschen - dort werden Kinder und demente Senioren gemeinsam betreut und alle profitieren davon.
Vielleicht sollte man der Dame aus Ottobrunn mal das Märchen der Gebrüder Grimm über den Grossvater und den Enkel vorlesen. Darin wird der alte, zittrige Grossvater hinter den Ofen gesetzt mit einem hölzernen Schüsselchen, damit die Schwiegertochter und sein Sohn ihm beim Essen nicht zusehen müssen. Da schnitzt der Enkel ein Schüssselchen für seine Eltern, "daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich gross bin". "Da sahen Mann und Frau sich an und fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Grossvater an den Tisch und liessen ihn von nun an immer mitessen und sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete".
Und die Moral von der Geschicht ... man sollte öfter seine Märchen lesen.