Mittwoch, 26. Dezember 2012


Hier noch ein Nachtrag sogar mit Bild:

Cagatió


 Cagatió = "der scheißende Holzklotz", eine typisch katalanische Weihnachtstradition. Er kommt am 8.12. in die Wohnung und bekommt eine Decke, damit er nicht friert und wird gefüttert. Am 24.12. wird er mit einem Lied und Stockschlägen aufgefordert zu "verdauen" und bringt kleine Gaben hervor. Die größeren Geschenke gibt es in Barcelona und Umgebung erst am 6.1. zu Heilig Dreikönig.

Die sog. "Glückskekse" stammen nicht aus China und wurden erst in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts dorthin importiert. Es gibt sie überwiegend in USA und Europa. 

Samstag, 22. Dezember 2012


Silvester- und Neujahrsbräuche:

Seit der Einführung des gregorianischen Kalenders ist der letzte Tag des Jahres der 31. Dezember dem Heiligen Silvester geweiht. Papst Silvester der I. verstarb am 31.12. 335 in Rom.
Wie zu allen Festtagen vermischen sich auch zum Jahreswechsel Religion, Mystik und Aberglaube. Auch bei uns erfolgt nicht nur deshalb das Abendessen „im Kreise“ unserer Freunde. Der Kreis schützt vor Dämonen, die hier nicht eindringen können. Außerdem heißt es, wer an Neujahr küsst, bleibt auch unterm Jahr nicht allein.
HEFERING ZUM NEUEN JAHR 


Traditionelle Essen zum Jahreswechsel sind wohl Fondue oder Raclette (werden in einer Runde gegessen), aber auch Heringssalat, Berliner=Krapfen, Feuerzangenbowle u.s.w. In vielen Ländern gibt es Linsengerichte mit der Idee, diese kleinen flachen Dinger bringen Geldsegen im Neuen Jahr und Glück. Die Königsberger Studenten fuhren früher mit dem Boot hinaus und aßen Linsensuppe mit Krabben und tranken Champagner - sagt man. In Italien gibt es Zampone (gefüllter Schweinsfuß mit Linsen), auch dort bedeutet das Glück in Gelddingen.

Viele Sitten zum Neuen Jahr gehen um die Abwehr vor bösen Geistern mit Peitschenknallen, Schellenrasseln, Krach und neuzeitlich immer mehr Feuerwerken weltweit. Das Geläut aller Kirchenglocken trägt ebenso dazu bei wie die Schiffssirenen im Hamburger Hafen. An dieses furiose Konzert kann ich mich aus meinen Hamburger Jahren gut erinnern. An Neujahr gibt es in Hamburg für Kinder dann das sogenannte „Rummelpottlaufen“, einer der zahlreichen Heischebräuche, zu dem Kinder singend von Haus zu Haus ziehen und kleine Gaben einsammeln. Man soll in dieser Nacht auch keine Wäsche waschen, da sich sonst Wotan mit seinen Heeren in der Wäscheleine verwickeln könnte ...

Sektkorkenknallen und Gläserklang rundet den Übergang vom alten ins Neue Jahr ab. Viele sagen „Prosit“ (=Möge es gelingen) oder „guten Rutsch“ (von den einen als „gute Reise“ von den anderen als aus dem jiddischen übernommen „rosch ha schana tov“= einen guten Jahresanfang gedeutet). Eine liebe Patientin hat mich daran erinnert, dass man in Würzburg/Franken „einen guten Beschluss“ also ein guten Abschluss des Jahres wünscht.

Viele nutzen den Jahresausgang, um mit Orakelbräuchen in die Zukunft zu schauen, am weitesten verbreitet ist das Bleigiessen, es gibt aber auch Pendeln, Bibelstechen und vieles mehr. Viele Glückssymbole wie vierblättriges Kleeblatt, Marzipanschweinchen, Fliegenpilze oder andere Glücksbringer wie Schornsteinfeger oder Hufeisen verheissen Glück im Neuen Jahr und werden gerne verschenkt. In den letzten Jahren finden die traditionellen Silvesterläufe immer mehr Anhänger, die berühmtesten gibt es wohl in Sao Paulo und Madrid.

Ich habe mich schon jetzt unter meinen Patientinnen und Freundinnen umgehört, wie der Jahreswechsel anderorts begangen wird:

In Italien dem Land von „Amore“ sichern sich Paare das Glück im kommenden Jahr, indem sie einen goldenen Ring in die Gläser legen, mit denen sie anstossen.  Glück soll auch der Brauch (nicht nur in Italien) in der letzten Nacht des Jahres rote Unterwäsche zu tragen (Mann und Frau!) verheissen. 

Auf den Champs-Elysèes feiern Hunderttausende und wünschen sich „Bonne année“, sonst ist der Jahreswechsel in Frankreich eher ruhig und ohne Knallerei, dafür aber mit kulinarischen Köstlichkeiten.

In London versammeln sich tausende Menschen am Londoner Riesenrad „London Eye“, um ein spektakuläres Feuerwerk zu beobachten. 

In Schottland gibt es an Hogmanay=Silvester eine köstliche Sitte - junge Männer im Kilt streifen kurz nach Mitternacht durch die Strassen mit Whisky, Rosinenbrot und einem Stückchen Kohle. Stehen sie vor der Tür muss man sie unbedingt einlassen.

Bei den Griechen kann man mit Glück für das ganze Jahr rechnen, wenn man im extra dafür gebackenen Brot eine Münze findet. Anderorts wird wohl heftig gezockt. Der Gewinner soll das ganze Jahr Glück haben, der Verlierer kann wenigstens auf Glück in der Liebe hoffen.

In Russland gibt es seit der Oktoberrevolution keine Weihnachtsfeste mehr, so wird alles auf Silvester verlegt. Die Familie feiert um den Tannenbaum und es gibt Geschenke von Väterchen Frost und Schneeflöckchen=Snegurotschka.  Das wichtigste Fest überhaupt ist das Neujahrsfest mit großen Feuerwerken in allen Städten.

Noch bombastischer ist das Neujahrsfest in China, welches aufgrund des traditionellen Mondkalenders dieses Jahr auf Mitte Februar fällt. Das Riesenreich kommt für eine Woche zum Stillstand. Millionen von Chinesen ziehen in einer Art Völkerwanderung in ihre Heimatdörfer und -städte. 2013 ist das Jahr der Wasserschlange, die in China als besonders klug, logisch denkend und kreativ gilt. Durch ihre Nähe zur Erde ist sie ein Symbol der Weiblichkeit und eine Verbindung zur weiblichen Gottheit! Neben besonderen Essensitten (Teigtaschen in Form alter chinesischer Geldstücke) gibt es grandiose Feuerwerke. Die Chinesen sind berühmt für ihre pyrotechnischen Kunstwerke! Unverheiratete Frauen sollen Mandarinen - vernünftigerweise mit Telefonnummer - ins Meer werfen, um den Mann ihrer Träume anzulocken.

In Japan dauert das Fest bis zum 7.Januar und beginnt ruhig. Um Mitternacht erschallen aus jedem Tempel des Landes 108 Glockenschläge, um die Übel des alten Jahres zu vertreiben. Typische Besonderheit sind Klösse aus Klebreis = Mochis. Sie versprechen langes Leben - wenn man sie überlebt hat. Jedes Jahr wird die Überlebenshilfe bei Ersticken veröffentlicht: Patienten auf den Bauch legen und 5x zwischen die Schulterblätter schlagen.

Noch ein paar hübsche Sitten: 
die Dänen steigen auf Stühle und springen mit dem 12. Glockenschlag auf den Boden. In Brasilien werden Blumen zu ehren der Meeresgöttin um Mitternacht ins Meer geworfen. In Australien gibt es allerorten große Strandpartys und -picknicks. Nur in Sydney gibt es ein zwölfminütiges Feuerwerk mit einer Minute für jeden Monat des Jahres. Private Feuerwerke und Knallereien sind aufgrund der hohen Waldbrandgefahr verboten. In Argentinien werden alte Unterlagen vernichtet und aus dem Fenster geworfen, um von Altlasten zu befreien. Eine Patientin hat mir auch erzählt, dass 3x "rabitt" zu sagen, also "rabitt rabitt rabitt", nicht nur am Neujahrstag,sondern an jedem 1. Tag der Monats in den englischsprachigen Ländern Glück bringt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele Küsse und ein Frohes Neues Jahr und happy new year, 
新年好bonne année, felice anno nuovo, 明けましておめでとう, godt nytt år, с Новым годом, an nou fericit, szczęśliwego Nowego Roku, سال نو مبارک,






Ein paar Nachträge zu meinem Bericht über Advents- und Weihnachtsbräuche haben noch Patientinnen geliefert:

MEINE BARBARAZWEIGE BLÜHEN!
Anstelle des Adventskranzes (aus Hamburg) gab es in Bayern und Österreich das „Paradeisl“, ein pyramidenförmiges Gebilde aus 4 Äpfeln und 6 Holzstäben und 4 Kerzen. Die Stäbe werden in die Äpfel gesteckt, mit Tannengrün oder Buchs umwickelt und zu einer Dreieckspyramide geformt. Die Kerzen kommen in die Äpfel und wie beim Adventskranz wird an jedem Sonntag eine Kerze angezündet, zuletzt die oberste an „Gaudete“.

Das „Siebenerlei“ und „Neunerlei“ zum Fest sind die Gewürze, die nach altem Brauch zum Backen von Lebkuchen oder Lebzelten verwandt werden: Kardamon, Koriander, Muskat, Nelken, Zimt, Ingwer und Anis, beim zweiten auch noch Piment und Fenchel. Dahinter steht eine uralte christliche Zahlensymbolik. Aus fremden Ländern gelangten diese Gewürze meist über Venedig nach München und wurden auf der Jacobidult auf dem heutigen Jakobsplatz verkauft. 

Ein gesonderter Post zu den Sylvester- und Neujahrsbräuchen folgt. 

Mittwoch, 19. Dezember 2012


"Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut,
Dinge zu ändern,
die ich ändern kann,
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden."

 "God grant me the serenity,
to accept the things,
I cannot change,
courage 
to chance the things I can,
and wisdom
to know the difference."


Mein Vater und auch mein Mann haben völlig unabhängig voneinander (wie wir beim Tod meines Vaters festgestellt haben) diesen, dem Schwaben Friedrich Christoph Öttinger zugeschriebenen, Spruch über Jahre in Ihrer Brieftasche getragen. Irgendwie geht er mir in den letzten Tagen ziemlich oft durch den Kopf.  Ich glaube, es ist ein guter Vorsatz fürs Neue Jahr. Bei allem Temperament, Kreativität und Phantasie könnte ich ab und zu ein wenig mehr Gelassenheit im Sinne des stoischen Anteils dieser Lebensweisheit gebrauchen, nämlich Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann. Wie ich jetzt gelesen habe, stammt der Satz wahrscheinlich von dem amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr. Im Gegensatz zur Stoa fordert der Satz aber auch den Mut zu Veränderung und die Weisheit zu differenzieren! 

Zum Jahresende blicken wir auf das Erreichte zurück, aber auch vorwärts auf das vor uns Liegende und ziehen Bilanz. In diesem Sinne wünsche ich uns allen das Gelingen unserer Ideen und Planungen, Erfolg bei der Verfolgung unserer  Ziele und Gelassenheit und Weitsicht in unseren Entscheidungen!

Montag, 17. Dezember 2012

20 C+M+B 13

Die "Sternsinger" - ab dem 25.12. bis zum Dreikönigsfest am 6.1. singen sie wieder und sammeln diesmal für Kinder in Tansania. Deshalb will ich heute ein wenig über diesem Brauch erzählen, den es nachweisbar seit dem 16.Jahrhundert gibt. Seit meiner Jugend gibt es bei uns zentral gesteuerte Sternsingeraktionen, die meist für Entwicklungshilfeprojekte sammeln, die Kindern in Not weltweit helfen. Das Sternsingen geht auf die heiligen drei Könige Caspar,
Melchior und Balthasar mit Ihren drei Weihegaben Weihrauch, Myrrhe und Gold zurück, die dem Stern zum Kind folgten. Bei uns kommen sie nur auf Wunsch, singen Lieder, sprechen ein Gebet und schreiben mit geweihter Kreide über die Haustür die traditionelle Segensbitte C+M+B mit der jeweiligen Jahreszahl. "C+M+B"="Christus mansionem benedicat" heißt "Christus segne dieses Haus". Der Hintergrund dieser Sitte ist die Vertreibung der Winterdämonen in den Rauhnächten durch Räuchern des Hauses. Die heilige Zahl 3 in weißer Schrift geschrieben weist böse Geister ab.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

von Weihnachtsbrauch bis Prinzregent

Eine weitere Patientenempfehlung als "Weihnachts-Special":

STATTREISEN bietet eine spezielle Vorweihnachtsführung mit Bräuchen rund um den Christkindlmarkt an: "Rauschgoldhaar und Tannengrün" - siehe unter www.stattreisen-muenchen.de.

Hier finden sie auch die genauen Daten zu einer neuen Führung auf den Spuren des Prinzregenten Luitpold aus Anlass seines 100. Todestages:
"München leuchtete..."
Zitat: "Nicht wenige erklären die Prinzregentenjahre zur „guten, alten“ Zeit.  Der 100. Todestag  des Monarchen am 12.12.2012 ist Anlass auf  die mehr als 25 Jahre unter seiner Ägide zurückzublicken.
Nach dem schwierigen Start als Verdränger des bald verklärten Märchenkönigs  gelang dem „Verweser“ des Königreichs ein fulminanter Imagewandel. Der vormals eher unscheinbare alte Herr  mutierte  zum hochgeschätzten, gütigen „Vater der Bayern“. Sein Prinzregenten-Titel ist mit vielen Münchner Bauten verbunden, seine  Persönlichkeit aber fast  in Vergessenheit geraten."


Dienstag, 11. Dezember 2012

"Lichtgestöber"

Heute möchte ich noch einen kleinen Bericht von einer wunderbaren Ausstellung im arp museum im Bahnhof Rolandseck anfügen. 



In dem wunderbaren klassizistischen Bau des Museums im alten Bahnhofsgebäude und im architektonischen Highlight von Richard Meier sind immer wieder sehr schöne Ausstellungen, nicht nur von Arp sondern auch aus der Unicef-Sammlung Kunstkammer Rau. 










Die Ausstellung "Lichtgestöber" - der Winter des Impressionismus verdient besondere Aufmerksamkeit. Leider gibt der Katalog nicht die Transparenz und Helligkeit der Bilder wieder. Die farbintensiven Winterlandschaften Claude Monets, Gustave Caillebottes, Van Goghs, Max Liebermanns und Alfred Sisleys bilden den Mittelpunkt der Ausstellung. Im Entree wird der Klimawandel erfahrbar anhand des langsam schmelzenden Gletschers der Pasterze, eines schmelzenden Eisblocks und einer Temperaturkurve. Gerade anhand des Kälterekords von -24 Grad im strengen Winter 1879 in Paris und Fotos aus dieser Zeit sowie Gemälden dazu wird die Veränderung besonders gut dargestellt. Passend zum Architekten und "white guy" Richard Meier wird in der Ausstellung Licht und "weiß ist nicht gleich weiß" nochmal nebeneinander gestellt. 




Was gibt es Schöneres als innen diese herrlichen Winterlandschaften mit den glitzernden Schneedarstellungen und draußen das erste heftige Schneegestöber dieses Winters, dazu die leckeren Köstlichkeiten im Bistro mit seinen unglaublichen Kristalllüstern. Ein weiteres Eventwochenende am Rhein. Im Bistro hängen die witzigen und frechen, phantasievollen Bilder von R.Gaymann. Ein Spaß, an dem man per Mail, die Freunde teilhaben lassen kann.
Die Einladung zu einem ganz besonderen Kunstevent kommt über zwei liebe Patientinnen:

Dienstag, 4. Dezember 2012

heilige Madl


Barbara Zweige
Barbara mit dem Turm
Heute haben erstmals gleich mehrere Menschen am „Barbaratag“ an mich gedacht und so gibt es bei uns in der Praxis auch „Barbarazweige“. Wie unter „staade Zeit“ beschrieben, haben wir sie ins warme Wasser gestellt und hoffen, dass sie bis Weihnachten blühen. 
Barbara gehört zur Gruppe der drei heiligen Madln unter den 14 Nothelfern oder wie meine Mutter immer zitierte : „Barbara mit dem Turm, Margareta mit dem Wurm und Katharina mit dem Radl, das sind die drei heiligen Madl” – nach ihren Attributen. Ergänzt um die heilige Dorothea bilden die vier Frauenheiligen die „quattuor virgines capitales”, also die vier besonders heiligen Jungfrauen. Das sollte bei einer Frauenärztin erwähnt werden. 

Barbara ist auch die Heilige der Bergleute, wie mein Vetter Karl-Hanns so nett schreibt: "es ist doch kein Zufall, dass du gerade den Namen einer Patronin des Bergbaus trägst und an deiner Seite einen „Bergmann“ hast."
Wetterorakel zum Barbaratag: Gibt Sankt Barbara Regen, bringt der Sommer wenig Segen.

Sonntag, 2. Dezember 2012

Christkind und Weihnachtsmann



Wir haben die Kerze am Adventskranz angezündet und mit dem Adventskalender begonnen. Ich möchte die Zeit nutzen um über die deutschen Weihnachtsbräuche zu plaudern.

Alle diese Bräuche sind eine säkularisierte Mischformen aus regional unterschiedlichen Bräuchen nichtchristlichen Ursprungs zum Winter und der  Wintersonnwende und christlichen Bräuchen zur Geburt Jesu Christi, die auch diejenigen ansprechen, die sonst eher zu den Skeptikern zählen.

In meiner Familie und auch in der Familie meines Mannes kam nicht, wie heute üblich der Weihnachtsmann, sondern das Christkind. Im 18. Jahrhundert fand in katholischen Gegenden die Bescherung durch den Nikolaus und in evangelischen durch das Christkind statt. Die sprachliche Grenze zwischen Weihnachtsmann und Christkind verlief von Nordwesten nach Südosten durch Deutschland, daher gab es in Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen das Christkind.

Ein fester Bestandteil ist bei uns der Kirchenbesuch, der Christmette oder Christvesper. Wobei wir in den vielen Jahren unserer Ehe wechselweise in Maria zum guten Rat, mit den Patenkindern zum Kindergottesdienst in katholischen Kirchen wie St. Bonifaz, in St. Johannes Baptist in Pfaffenhofen oder Kloster Scheyern waren oder auch zu zweit in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Ramersdorf.

Bereits vor Weihnachten, meist aber erst unterm Christbaum/Weihnachtsbaum wird die Weihnachtskrippe aufgestellt. Auf jeden Fall lohnt sich auch ein Besuch in St. Kajetan/Theatinerkirche - dort kann man eine wunderbaren Krippe in italienischer Landschaft bewundern.

Wie in den meisten deutschen Familien gibt es bei uns einen Tannenbaum, den wir am 24.12. morgens schmücken. Bei uns gibt es immer noch echte Kerzen und viel selbstgemachten Baumschmuck, z.T. noch aus meiner Kinderzeit wie Strohsterne, aus Goldpapier geflochtene Sterne und vieles mehr. Jedes Jahr kam etwas dazu. Jede Kerze am Baum bekommt eine rote Schleife mit dem Namen eines Freundes, von Verwandten oder Menschen, an den wir besonders denken wollen in diesem Jahr. „Ich zünde für Dich eine Kerze an unserem Weihnachtsbaum an“.

Seit vielen Jahren treffen wir uns am 23.12. abends bei Freunden, um die Weihnachtstage zu beginnen. Es ist eine schöne Tradition. Über viele Jahre hatten wir auch für den 24.12. mittags eine weitere solche Tradition, die mit dem gemeinsamen Kirchgang beschlossen wurde. In meiner Studentenzeit gingen wir an Heiligabend nach der Christmesse zu einem Schulfreund zum Würstlessen. Geschenke für die Erwachsenen gibt es bei uns schon seit vielen Jahren an Weihnachten nicht mehr, wir genießen das Zusammensein unterm Baum, die schöne Musik oder das köstliche Essen. Neben den üblichen Weihnachtsliedern wie „O du fröhliche, oh du selige“, „Stille Nacht, heilige Nacht“ oder „Vom Himmel hoch da komm ich her“ wurde bei uns immer das Lieblingslied meines Vaters „Tochter Zion, freue dich“ gesungen.   Von meiner Mutter oder Großmutter  habe ich mir als Kind immer "Es wird scho glei dumpa, es wird scho glei Nacht" gewünscht.  Die Texte muß ich heute nachlesen. Zu meiner Schande kann ich keinen einzigen Liedtext mehr vollständig, aber in Gemeinschaft findet sich manche Zeile leichter. Gott sei Dank findet sich im Internet Hilfe zum Ausdrucken - siehe unter http://www.derweg.org/mwbrauch/wheilidr.htm. Diese deutschen Weihnachtslieder sind eine herrliche Tradition - ich höre andere gerne singen und liebe den Klang schöner Stimmen. 

In unserer Kinderzeit gab es auch besondere Weihnachtsessen - „Seidenwürstle und Kartoffelsalat“ und „Rehbraten mit Spätzle“. Karpfen oder Gänsebraten wie bei Freunden üblich, gab es bei uns an Weihnachten nie. In meiner Kindheitserinnerung dominieren Düfte von Plätzchen wie den köstlichen Zimtsternen und Mandelmakronen meiner Mutter, aber auch von den Mandarinen und Apfelsinen auf dem Plätzchenteller, die damals ja sonst selten waren. Damals gab es auch die Räuchermanderl, in deren Innerem kleinen Räucherkerzen abgebrannt wurden. Seit einigen Jahren lädt eine Cousine meines Mannes den in München lebenden Teil der Familie Gruppe zum Gansessen zum Weissenbeck nach Unterbachern ein. Da geht's meist recht lebendig und fröhlich zu. Erst in den letzten Jahren ist mir klar geworden, wie sehr solche Traditionen für mich Hilfe und Stütze sind.

Auch wenn ich klare Linien in der Inneneinrichtung bevorzuge, liebe ich in der Vorweihnachtszeit Glitzer, Licht und Dekoration mit Kerzen und Schmuck. Wenn meine Damen Mandarinen essen und der Duft der Schale die Praxis erfüllt, bin ich beglückt.  Am 6. Januar freue ich mich, wenn die Dekoration wieder in den Keller kommt und der Baum „geplündert“ und die Wohnung wieder aufgeräumt wird.

In vielen Religionen gibt es kein Weihnachten, aber manchmal andere Feste zum Jahreswechsel. Um sie zu erfreuen bekommen die Kinder ab und zu trotzdem kleine Gaben. Ganz spannend ist, was meine Patientinnen aus aller Welt von den völlig unterschiedlichen Traditionen in ihren Ländern erzählen - vielleicht berichte ich dazu im nächsten Jahr.

Auch wenn heute oft zu viel geschenkt wird, kleine Gaben als Zeichen der Wertschätzung oder zur Überraschung und Anerkennung erfreuen unser Herz, erleichtern das Miteinander und zaubern bei allen Beschenkten ein Lächeln ins Gesicht.